PR-Kampagnen
Unser OB verschenkt Obstbäume und greift zum Spaten, während er freundlich in die Kameras der Foto-Journalisten lächelt. Was steckt dahinter? Gutgemeinte Absicht oder billiges Green-Washing? Wir schauen genauer hin. Zwei Aktionen der letzten Jahre wollen wir dazu aufs Korn nehmen: Die kostenlose Abgabe von Obstbäumen (2022/2023) und die Neuanlage von Streuobstwiesen (2022).
Bonsai-Bäumchen als Trostpflaster für abgesägte Baumriesen
Ernst gemeint? Karikatur?
Oder einfach nur ein schlechter Witz?
Kostenlose Obstbäume --------------------
Hintergrund
Unter dem Motto "Duisburg soll erlebbar grüner werden" stellte die Stadt in den Jahren 2022 und 2023 ein Sonderbudget von 1,5 Miollionen Euro zur Verfügung. Das Geld wurde verwendet, um ein Bündel von Maßnahmen zu finanzieren, bspw. das Aufstellung von Blumenampeln, die Anlage von Wildblumenwiesen oder die kostenlose Abgabe von insgesamt 3.000 Obstbäumen an Bürgerinnen und Bürger.
Bewertung
Eine solche Aktion ist erst einmal positiv zu bewerten. Zum einen werden neue Bäume gepflanzt, die Bürger haben einen Mehrwert in Form der Erträge (auch wenn diese natürlich erst in einigen Jahren sprießen) und die Stadt hat sich die Pflege gespart (Zwinker, zwinker). Gerade der letzte Punkt ist immer wieder ein Ärgernis. Junge Bäume werden von der Stadt auf öffentlichen Flächen gepflanzt, gehen aber oft ein, wenn die Wirtschaftsbetriebe nach drei Jahren das Wässern einstellen.
Jetzt das ABER: Wie glaubwürdig ist jemand, der behauptet, er wolle dazu beitragen, die Stadt grüner zu machen, indem er die Spendierhosen anzieht, und gleichzeitig das Fällen von Straßenbäumen vorantreibt. Wir denken dabei nicht nur an die Wedauer Straße. Dem einen oder anderen dürfte der Kampf um die Bäume an der Mercatorstraße noch lebhaft in Erinnerung sein. Weitere Beispiele sind die großen Neubaugebiete (Sechs-Seen-Wedau und Neuer Angebogen) oder die Durchforstungsaktion im Baerler Busch. Hinzu kommt, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Ersatzpflanzungen unter ökologischen Aspekten (Stichwort Umweltleistungen) keinen wirklichen Ersatz darstellen. Dazu müssten für einen gefallenen Altbaum mindestens 100 Jungbäume nachgepflanzt werden. Selbst 3.000 Obstbäumchen sind da nicht viel mehr als ein Trostpflaster.
Neue Streuobstwiesen ---------------------
Hintergrund
Aus dem erwähnten Sonderbudget wurde ebenfalls die Anlage neuer Streuobstwiesen finanziert. Dazu heißt es auf der facebook-Seite von Sören Link: "Duisburg soll mehr Grünflächen bekommen - und die Qualität der Grünflächen soll gesteigert werden. So werden alleine 6 neue Streuobstwiesen mit 110 Obstbäumen angelegt, zusammen mit Wildkräuter- und Wildblumenwiesen. Das sind gute Nachrichten für Insekten und Vögel, aber auch für alle Bürgerinnen und Bürger".
Bewertung
Der NABU Duisburg hat sich vier der sechs Flächen angeschaut. Das Ergebnis macht sprachlos. Unser Eindruck: Man wollte Geld ausgeben, man wollte pflanzen (um die öffentliche Seele zu streicheln), hatte aber keine geeigneten Grundstücke. Was tut man in so einem Fall? Man kratzt Restflächen zusammen und bestückt diese dann mit jener Anzahl an Bäumen, die man sich vorgenommen hat. Was macht es da schon, wenn die Bäume viel zu eng stehen? Der eigentliche Zweck ist ja erfüllt: Werbung in eigener Sache!
Was wir der Stadt konkret vorwerfen:
(1) Die Bäume stehen viel zu eng, teilweise im Abstand von nur 5 Metern, und nehmen sich dadurch gegenseitig das Licht. (2) Teile der Grundstücke sind zusätzlich verschattet durch große Eschen und Eichen. (3) Einige Bäume wiesen bereits im ersten Jahr nach Pflanzung Trockenschäden auf. Wurde nicht regelmäßig gewässert? Stichwort: Pflege (siehe oben).
Hinzu kommt, dass mindestens zwei der Grundstücke den Namen Streuobstwiese nicht verdienen. Das ist Etikettenschwindel! So wurden die Bäume in Meiderich auf einen schmalen Streifen zwischen Straße und Kleingartenverein gepflanzt, ja fast gezwängt (siehe drittes Foto in der Galerie). Wer nicht genau hinschaut, wird von der Streuobstwiese nichts mitbekommen. Nicht ganz so schlimm, aber noch weit weg von annehmbar, sieht es in Neuenkamp aus (zweites Foto).
Unser Fazit: Hier wird pures Green-Washing betrieben. Dazu noch ein Zitat von der facebook-Seite unseres Oberbürgermeisters: "Die Bäume werden in weitem Abstand von 10 m gepflanzt." Ja wenn es denn mal so gemacht worden wäre! Aber dafür hätte man größere Grundstücke gebraucht.