Borkenkäfer sind keine Schädlinge!
Zum Hintergrund:
Selten wurde dem Borkenkäfer so viel mediale Aufmerksamkeit geschenkt wie in diesem Jahr. Hier eine Auswahl der Schlagzeilen aus dem Online-Portal des WDR:
In einem Beitrag der FAZ vom 8. Oktober wird gar von "Vernichtungswerk" gesprochen - zu Unrecht, denn das Problem ist größtenteils menschengemacht.
Borkenkäfer gehören zur Familie der Rüsselkäfer. Von den gut 5.000 zumeist tropisch verbreiteten Arten kommen etwa 100 auch in Deutschland vor. Bekanntester Vertreter ist der Buchdrucker, so benannt, weil die Gänge, die seine Larven ins Holz fressen, geometrische Muster bilden. Befallenen Bäume werden dadurch geschwächt oder sterben ab, wenn der Befall zu stark ist. Entgegen der landläufigen Meinung sind Borkenkäfer aber keine Schädlinge per sé, sondern erfüllen eine wichtige ökologische Funktion im Wald. Durch die Fraßaktivität der Larven werden geschwächte Bäume zu Totholz, was vielen anderen Arten einen wertvollen Lebensraum bietet. Zum Problem konnten sie erst dadurch werden, weil der Mensch massiv in den Naturhaushalt eingegriffen hat.
Der Eingriff geschah durch die Umwandlung des ehemals vorhandenen Mischwaldes in reine Fichtenforste. Dadurch wurde der Ausbreitung des Borkenkäfers Tür und Tor geöffnet. Hierzu muss man wissen, dass der Buchdrucker wie auch der verwandte Kupferstecher bevorzugt Fichten befällt.
In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet in Nord- und Osteuropa kann sich die Fichte gegenüber den Käfern gut behaupten (z.B. mittels der Produktion von Harz). In Mitteleuropa hingegen mit seinen durch den Klimawandel zunehmend milden Wintern und heißen Sommern gerät dieses Gleichgewicht aus dem Takt. Die gestressten Bäume produzieren weniger Harz, wodurch der Borkenkäfer leichtes Spiel hat. Massenvermehrungen sind die Folge.
Fazit: Borkenkäfer sind nicht von Natur aus schädlich - der Mensch hat sie durch seine massiven Eingriffe in die Natur zu "Schädlingen" gemacht.
18.10.2020